Vom Zelt zur Fototasche
Dies mal geht's um Fototaschen. Ich will keine empfehlen und kann von keiner abraten, denn seit ich professionell fotografiere verwende ich immer nur Taschen eines Herstellers. Und davon habe ich inzwischen reichlich zuhause. Weswegen mir aber die Vergleichsmöglichkeiten fehlen.
Zu Beginn meiner fotografischen Laufbahn hatte ich einen Aluminiumkoffer. Sehr stabil, aber auch sehr eckig und kantig. Ich hab' mir also permanent irgendwo immer wieder Scharten damit reingeschlagen.
Dafür hatte er den Vorteil, dass er auch mal als Tritt dienen konnte für ein Bild aus höherer Perspektive. Oder als Sitz bei einem dieser endlos lang erscheinenden langweiligen Termine. Dafür war dieser Koffer wunderbar geeignet. Als Aufbewahrungsbox für Fotoapparate und Objektive dagegen weniger. Zumindest nicht für Reportagetermine, wo es drauf ankommt, schnell ein Objektiv zu wechseln, ein zweites Gehäuse zur Hand zu haben und wegen beengter Platzverhältnisse etwas Knautschzone zu nutzen.
Wenn Sie dagegen viel Outdoor fotografieren oder Ihre Fotoausrüstung bei Flugreisen aufgeben möchten, weil's als Handgepäck nicht mehr durchgeht, dann empfehlen sich für den Transport diese Alukoffer. Oder sonstige hartschalige Behälter, die es in großer Auswahl und unterschiedlichen Preisen gibt. Achten Sie darauf, dass ausreichend Innenpolsterung vorhanden ist, um die wertvollen optischen Geräte ausreichend vor Stößen, Druck und dem rauen Umgang der Transportarbeiter mit dem Gepäck am Boden zu sichern.
Aber jetzt mal zu den Taschen, die ich, wie viele andere Kollegen auch, aktuell nutze. Es sind die Taschen von Domke. Bevor ich sie kennen lernte, experimentierte ich viel mit anderen Herstellern, Materialien, Größen, Inneneinteilungen. Bis ich schließlich in den Domketaschen, die es in unterschiedlichen Größen gibt, den optimalen Entwurf gefunden zu haben glaubte.
Das Urgestein der Domketaschen ist die so genannte F2. Woher die Benennung stammt ist nicht überliefert. Vielleicht orientierte sich Erfinder Jim Domke an der damals auf den Markt gekommenen Nikon-Kamera F2. Die war 1972 erschienen und galt als das NonPlusUltra der Kameratechnik. Kein Photoreporter kam an dieser damals mit etwa 1200 Mark sauteuren Kamera vorbei. Dafür ist sie sowas wie der VW unter den analogen Kameras geworden. Sie funktioniert auch heute noch. Und ich prophezeie, wie wird es solange tun wie es Film in Döschen gibt.
Aber zurück zur Tasche. Jim Domke war 1976 Fotograf beim Philadelphia Inquirer, eine der ältesten Zeitungen der USA. Jeder Fotoreporter der Zeitung hatte damals seinen Dienstwagen und bewahrte seine Ausrüstung darin auf. Als der Verlag das Dienstwagenprinzip änderte und einen Fahrzeug-Pool schuf, aus dem jeder Fotograf für jeden Auftrag einen anderen Wagen zugeteilt bekam, musste jedes Mal das ganze Gerödel erst aus dem Auto geschafft, um dann wieder eingeladen zu werden. Und dazu fehlten den Leuten einfach die Behältnisse und Taschen. Bis Jim Domke auf die Idee kam, den neben dem Verlagshaus liegenden Hersteller von Zelten zu fragen, ob er ihm eine Tasche aus Zeltleinen nähen könne.
Gesagt - getan. Im Lauf der Zeit kamen auf Anregung von Journalisten-Kollegen noch einige Verbesserungen dazu. Da Journalisten und insbesondere Fotoreporter gerne einen heben, wurde die Inneneinteilung der Domke-Tasche so konzipert, dass ein Sixpack Bier reinpasst. Sagt zumindest die Legende, die Sie HIER nachlesen können. Allerdings nur auf Englisch.
Sollte diese Geschichte nicht stimmen, ist sie zumindest gut erfunden. Wie die Tasche auch, die eine Entwicklung ist, die sich die Jahrzehnte über immer größerer Beliebtheit erfreut. Sie ist einerseits so stabil, dass sie den Inhalt schützt, bietet ausreichend Platz für zwei Gehäuse und vier Objektive, verfügt über zwei Fronttaschen für Kleinkram wie Speicherkarten, Batterien oder Schreibzeug, zwei mit Klett verschließbare Seitentaschen, in die bequem ein Blitzgerät passt, eine große, nicht verschließbare Tasche auf der Rückseite und eine mit Reißverschluss gesicherte Tasche auf der Innenseite der Haube. Diese Haube kann mit zwei stabilen Karabinerhaken verschlossen werden und hält so den Inhalt zuverlässig fest.
Das Material ist stabiles, gewachstes Segeltuch, das Kameras und Objektive auch mal vor Regen und Spritzwasser schützt. Der breite Schultergurt ist auf der Unterseite mit Gumminoppen versehen, die das Rutschen auf der Schulter zwar nicht verhindern, aber deutlich erschweren. Als Zubehör gibt es ein anklettbares Schulterpolster, mit dem das Gewicht der Kameratasche besser auf der Schulter verteilt wird und die Last auch über längere Zeit mit weniger Beschwerden getragen werden kann.